Vor ein paar Jahren habe ich begonnen Mitarbeitergespräche nicht mehr in einem Besprechungsraum zu führen, sondern dafür einen Spaziergang (Walk & Talk) zu nutzen. Dazu sind wir in der Innenstadt von Freiburg gestartet, auf den Schlossberg über den Kanonenplatz gegangen in Richtung St. Otilien gelaufen.
Es war am Anfang ungewohnt so mitten am Tag aus dem Büro zu gehen. Nein, wir arbeiten – ….wirklich! Jaja, schon klar… dachte sich sicherlich der eine oder andere Kollege. Sobald wird das Getümmel der Innenstadt hinter uns gelassen haben sind wir in das Gespräch eingestiegen. Wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht und sind meistens mit neuen Erkenntnissen zurückgekommen.
Mit diesen positiven Erfahrungen haben diese Geh-Spräche – oder eben Walk & Talk – dann einen festen Platz in meinem Repertoire bekommen.
Worauf bei Walk & Talk achten?
Eine interessante Erfahrung war für mich meine Wahrnehmung auf folgende Punkte zu erweitern:
- Welches Tempo schlägt mein Gegenüber an?
- Gibt es Themen bei denen Sprache schneller wird?
- Oder wird zusätzlich der Gang ebenfalls schneller?
- Oder wo passiert genau das Gegenteil?
- Wo entstehen Pausen und wie fühlen sich diese in dem Moment an?
Highlights kommen teilweise an den Stellen, wenn mein Gesprächspartner langsamer wurde und vielleicht auch mal stehen blieb.
Die grössten Stolpersteine bei Walk & Talk
Ich versuche regelmässig Bewegung in der Natur in meine Coaching-Arbeit einzubeziehen. Als Beste Praxis hilft mir:
- Wichtig ist, dass die Route nicht zu lang und zu steil ist, da sonst schnell die körperliche Belastung und die Leistung im Vordergrund steht.
- Um stark frequentierte Orte (z.B. Titisee) sollte man einen Bogen machen, da zuviel Ablenkung droht.
- Vorher nicht zuviel über die Wirkung von dem Laufen sprechen oder gar rechtfertigen. Das sind Scheren im Kopf, die dann verhindern, daß die Gedanken unbeschwert ins Fliessen kommen.
- „Wie schön wäre es, wenn auf dem Gipfel die grosse Erkenntnis kommt?“ Meine Empfehlung ist mit Inszenierungen und Dramaturgien erst garnicht zu liebäugeln. Das geht in die Hose! Einfach darauf zu vertrauen, daß die Natur dann schon resoniert, wo es hilfreich ist.
- Als Coach darf ich nicht zuviel wollen und mich verantwortlich fühlen, dass jetzt gleich die Monster-Erkenntnisse zum Vorschein kommen. Meine Erfahrung ist, desto weniger ich unternehme, desto überraschender ist dann der Verlauf und der Tiefgang.
Zum Schluß: Es gibt manchmal die Sorge, daß Themen verloren gehen. Wenn man mehrere Stunden unterwegs ist, ist schon hilfreich am Ende eine Reflektionsphase vorzusehen. Die Erfahrung zeigt, daß die wirklich relevanten Erkenntnisse auch ohne sofortige Dokumentation nicht verloren gehen. Aber es ein schönes Gefühl das auf einem Stück Papier stehen zu haben.
Übrigens: Walk & Talk kann als Baustein auch sehr gut bei der Workshop-Planung einbezogen werden. Und bei der Wahl einer Location ist hilfreich, wenn geeignete Wege vor der Haustüre sind. Für den Hochschwarzwald gibt es hier eine Auswahl von Seminarhäuser & Tagungshotels.
Beispiele von Walk and Talks und eine Auflistung von geeigneten Locations im Hochschwarzwald sind in meiner Broschüre „Kontextwechsel – Arbeiten in und mit der Natur“ aufgeführt. Auf Wunsch sende ich diese gerne digital (als PDF) oder die Printversion zu.